Montag, 11. August 2008

Kontraste zwischen Arm und Reich

Eines meiner Anliegen, warum ich unbedingt nach China wollte, war zu sehen, wie Arm und Reich nebeneinander koexistieren können. Dies sieht man hier jeden Tag und überall. Der Randbezirk von Beijing ist ideal, das mitzuerleben. Man möchte es vielleicht mit Ländern wie Südafrika vergleichen, wo ja auch Superreich und Superarm dicht bei dicht leben, allerdings hat man da klare, hart definierte Grenzen. In China gibt es diese Grenzen nicht. So ist direkt neben dem riesigen WalMart Superstore ein traditioneller chinesischer Markt, wo es dreckig ist und oll. Dennoch stört es niemanden. Die Einrichtung, in der ich lebe, ist in einem kleinen Dorf, das hauptsächlich von Landwirtschaft lebt. Alles was es hier gibt, sieht aus, als wäre es 50 Jahre oder älter. Doch nicht mal eine Autostunde entfernt ist die Riesenmetropole Beijing, die locker mit amerikanischen Großstädten mithalten kann. Alles ist protzig und überwältigend, alles wirkt perfekt. Doch gibt es auch hier, wenn man genauer hinsieht, die kleinen ollen abgewrackten Stände, wo sich das eigentliche chinesische Leben abspielt. Büroangestellte in Anzug und Bauern in dreckigen Unterhemd, oder ganz ohne, laufen Seite an Seite auf der gleichen Straße. Es gibt keine Reichenviertel oder so etwas. Alles geht ineinander über und wird von allen akzeptiert. Selbst in unserer Einrichtung haben wir zwei Küchen. Eine Kantinenküche, wo normalerweise gekocht wird und an die man sich echt erst gewöhnen muss. Und eine Küche für uns mit Mikrowelle und amerikanischen Kühlschrank, alles wahnsinnig schick. Zweitere ist nur für Gäste gedacht. Das Ergebnis ist ein Land mit so vielen Gesichtern, das man jeden Tag aufs neue entdecken muß. Manchmal ist es schwer, mit den ungewohnten niederen Umständen zurecht zu kommen, vor allem weil man weiß, dass man es viel komfortabler haben könnte, was auch nicht mal unbedingt mehr kosten muss.

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