Montag, 15. September 2008

Nachtleben

Das eigentlich Spannende will ich euch nun nach langem Überlegen, ob ich es schreiben soll oder nicht, nicht vorenthalten: Unseren Samstagabend. Nachdem wir gut gegessen haben, haben wir drei uns leicht angetütert auf dem Weg zur nächsten Disco gemacht. Unser Hostel-Leiter hat uns etwas auf Chinesisch auf einem Zettel geschrieben und das war dann unser Wegweiser zur Disco. Überall haben wir rumgefragt und langsam näherten wir uns dem Ziel. Bei der Suche nach schönen Bars sind wir dann noch auf eine deutsche Studentin getroffen, die ein paar Stunden mit uns mitkam, weil sie nichts zu tun hatte, aber eigentlich war sie eher Schmuck am Nachthemd bei unserem geplanten Männerabend. Die Disco haben wir ziemlich prompt gefunden und haben uns gegenüber mit ein paar Flaschen Bier richtig pennerhaft zum Vorglühen auf den Bordstein gesetzt. DaLu hat mit der Deutschen geschäkert und XiaoLu und ich haben über Gott und die Welt gefaselt. Ab und an (alle 2 Minuten) kam mal ein Taxi vorbei, das irgendwelche Bonzenkinder in der Disco ablieferte, die uns stets freundlich grüßten. Irgendwann waren wir dann auch die Deutsche los, die Gott sei Dank nicht in die Disco wollte und wir torkelten rein. Dort wurden wir auch gleich an die Bar gezerrt, wo wir uns noch jeder einen Drink leisteten und kamen mit den ersten Leuten in Kontakt. Generell wurden wir alle angestarrt wie Brad Pitt. Unser erster Kontakt war ein Tätowierer, der uns irgendwas andrehen wollte und uns allerlei Chinesisches ins Ohr brüllte und aufschrieb. Er begleitete uns noch den ganzen Abend, indem er uns überall rumführte. Wir drei waren baff, dass selbst hier drinnen Polizisten Streife liefen.
Entschlossen zog es uns dann zur Tanzfläche, die so voll war, dass man sich nicht bewegen konnte, geschweige denn tanzen. Gott sei Dank bin ich in China etwa Durchschnittsgröße, so dass ich damit kein Problem hatte. Meine Tanzerlebnisse da haben mich eher ans Pogen erinnert als an alles andere. Von irgendwo bekamen wir dann Knicklichter gereicht und von der Minute an, wo wir auf der Tanzfläche waren haben wir den Club gerockt. Wir sind gut zu Chinesentechno abgegangen und alle haben mitgemacht, obwohl wir nicht die Tänzer sind. Es waren deutlich mehr Kerle als Mädels im Raum, aber die waren alle bei uns. Wir wurden regelrecht umringt von chinesischen Schönheiten und die Kerle fanden es auch cool. Da gab es kein Gemotze oder so, wie man es aus Deutschland kennt. Ich wurde dann in Richtung eines Mädchens gedrückt, die prompt mit mir auf Tuchfühlung tanzte. Ich war vielleicht 10 Minuten auf der Tanzfläche, als sie mich dann von der Bühne zog und zu ihren Freundinnen schleppte und mich dort stolz präsentierte. Mit ihr auf meinem Schoss wurde ich dann gut abgefüllt und gefüttert mit Melone und dieser Frucht mit weißem Fruchtfleisch mit vielen schwarzen Punkten drin. Um Verpflegung brauchte ich mich jedenfalls nicht mehr kümmern. Ab und zu ging es mal wieder auf die Tanzfläche und die ersten Küsse ließen auch nicht lange auf sich warten. Ihre Freundinnen, die auch ab und zu ankamen, konnte TianTian gekonnt abwehren, sodass ich den Abend bis 4 Uhr morgens mit ihr verbracht habe. DaLu und XiaoLu ging es ähnlich, wenn es auch nicht so krass war wie bei mir. Sie hielten sich noch eher zurück und schauten ab und an bei mir vorbei. Kommunikation war natürlich mal wieder null, da neben der sprachlich mangelnden Kompetenzen meinerseits nun auch die laute Musik nicht gerade förderlich war. Als ich ihr dann noch eine Blume kaufte, war sie total happy. Wir tauschten Telefonnummern aus und dabei blieb es dann erstmal. Als sie mich aus der Disco zerrte, verabschiedete ich sie erst einmal, da mir das wahrlich reichte für den ersten Tag, zumal ich weder Geld, noch Handy, noch irgendetwas hatte, um mich selbstständig durch die Nacht zu schlagen. Auch wusste ich nicht wo unser Hostel war, sodass mir das alles zu heikel wurde. Gott sei Dank kam ich dann irgendwie wieder rein in die Disco und traf ziemlich schnell auf die beiden anderen, die auch einen unbeschreiblich amüsanten Abend hatten. Einziges Manko war, dass DaLu das Handy geklaut wurde oder ähnliches, jedenfalls war es weg. Naja, er hat es trotzdem ziemlich locker gesehen und wir haben mächtig über den Abend gefeiert. Von wegen prüdes China! Das, was wir hier erlebt haben, war das totale Gegenteil und dabei mussten wir nicht einmal etwas dafür tun. Der Rückweg war eher beschwerlich, wobei ich da nichts mehr wirklich mitbekommen habe und ziemlich berauscht vom Alkohol und den Erlebnissen nur hinterhergedackelt bin. XiaoLu, der erstaunlicherweise einen ziemlichen klaren Kopf behielt, führte uns kompetent in die richtige Straße, die nun aber ein völlig anderes Antlitz besaß. In China sind nachts wirklich alle Katzen grau. Durch die grauen verwinkelten Häuser und die geschlossenen Rollläden sieht jedes Haus wie das andere aus, sodass wir mehrmals an unserem Hostel vorbeiliefen, ohne es zu finden. Erst durch geeinte Konzentration, die meine ganze Kraft kostete, konnten wir uns Stück für Stück in unseren Erinnerungen zum richtigen Haus vortasten, wo wir den von einem nackten Hostel-Leiter eingelassen wurden. Inzwischen war es nämlich fast 5 und er stand nur im Schlüpper vor uns. Wir sind daraufhin wie tot ins Bett gefallen.

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