Dienstag, 14. Juli 2009

Letzter Bericht

Viele von euch werden ja sicherlich wissen, dass Meinungs- und Pressefreiheit ein Thema ist, welches in der Volksrepublik nicht gerade sehr groß geschrieben wird. Radio und Fernsehen wird hier vom Staat überwacht und das Internet, was ja kein Blatt vor den Mund nimmt, wird zensiert wo es nur geht. So ist leider nun auch meine Blog Community der Zensur zum Opfer gefallen, sodass ich nun keinen Zugriff mehr auf meinen Blog habe. Daher möchte ich mich entschuldigen, dass es nun so lange keine Neuigkeiten mehr von mir gab. Diesen Beitrag konnte ich nur Dank meiner Eltern veröffentlichen und wird auch der letzte sein, da ich nur noch 2 Wochen im Dienst sein werde.
Unsere letzte Reise, die wir unternommen haben, führte uns in die Brutstätte des chinesischen Hasses auf Japan, NanJing. NanJing war Opfer des Japanüberfalls 1937, wo 300 000 chinesische Zivilisten ermordet wurden. Da sich Japan bis heute nicht dafür entschuldigt hat, wird es ihnen von den Chinesen immer wieder angekreidet. (Kleine Anekdote am Rand: Wir malen im Englischunterricht im Kindergarten immer Bildchen an die Tafel und sagen anschließend in Englisch und Chinesisch, was das ist. Den einen Tag haben wir Berufe gelehrt. Als wir für den Polizisten einen Mann mit Pistole malten, rief einer unserer Kleinen „Japaner!“.) Unser Ausflug in NanJing war daher von Museumsbesuchen geprägt. Anschließend haben wir einen Abstecher in die westlich-chinesische Metropole ShangHai gemacht, wo neben dem höchsten Gebäude der Welt OHNE Antenne westliche und chinesische Architektur und Kultur hart auf hart zusammenprallt.
Die restliche Zeit war geprägt von einem unfreundlichen ARD Fernsehteam, welches zwei Tage in unserer Einrichtung war um einen Dokufilm zu drehen aber dabei keine „Langnasen“ im Bild haben wollte, meinem ersten Bungee-Sprung aus 50 Meter Höhe und einem kleinen Auftritt im chinesischen Fernsehen. Auf einem unserer Stadtbummel durch BeiJing wurden wir nämlich von einem Casting Director des CCTV angesprochen und eine Woche später wurden Lukas und ich als Statisten für eine chinesische Serie eingeladen. So hatten wir die Chance, live zu sehen, wie ein Film gedreht wird und durften sogar 10 Sekunden darin mitspielen. Unsere Rolle war es, 2 von insgesamt 6 westlichen Partyanimals zu spielen, die unerwartet in einem Haus von Chinesen feiern. Ganz schöner Kitsch. Im Herbst/Winter soll es dann gesendet werden.
In der Schule und im Kindergarten ist nun die letzte Woche angebrochen, bevor es in die langersehnten Ferien geht und wir wohl wieder arbeitslos sein werden. Beide Arbeiten machen wirklich zunehmend Spaß, vor allem da man bei dem jetzigen Wetter regelmäßig ins Freie gehen kann. Letzte Woche haben wir dem Kindergarten ein Set Wasserspritzpistolen geschenkt, mit dem wir uns nun schon unerbittliche Schlachten liefern, was den Kindern von klein bis groß einen Mordsgaudi macht.
Unsere Jüngsten realisieren so langsam, dass wir nur noch wenige Tage da sein werden und werden extrem anhänglich. Schon seit gut einer Woche suchen sie sehr verstärkt unsere Nähe und sammeln Telefonnummern und Adressen mit dem Versprechen, dass sie uns schreiben, sobald sie schreiben gelernt haben. Am liebsten würden sie aber nach Deutschland mitkommen.
In nun gut einem Monat werde ich dann wieder zu Hause sein und in der Lage sein, euch persönlich alles zu erzählen (falls es euch denn interessiert :-P). Rückblickend muss ich ehrlich zugeben, dass, auch wenn es mir hier immer gut ging und ich bestimmt viel gelernt habe, ich ziemlich viel vermisse aus Deutschland und ich mich auf meine Rückkehr sehr freue.