Dienstag, 14. Juli 2009

Letzter Bericht

Viele von euch werden ja sicherlich wissen, dass Meinungs- und Pressefreiheit ein Thema ist, welches in der Volksrepublik nicht gerade sehr groß geschrieben wird. Radio und Fernsehen wird hier vom Staat überwacht und das Internet, was ja kein Blatt vor den Mund nimmt, wird zensiert wo es nur geht. So ist leider nun auch meine Blog Community der Zensur zum Opfer gefallen, sodass ich nun keinen Zugriff mehr auf meinen Blog habe. Daher möchte ich mich entschuldigen, dass es nun so lange keine Neuigkeiten mehr von mir gab. Diesen Beitrag konnte ich nur Dank meiner Eltern veröffentlichen und wird auch der letzte sein, da ich nur noch 2 Wochen im Dienst sein werde.
Unsere letzte Reise, die wir unternommen haben, führte uns in die Brutstätte des chinesischen Hasses auf Japan, NanJing. NanJing war Opfer des Japanüberfalls 1937, wo 300 000 chinesische Zivilisten ermordet wurden. Da sich Japan bis heute nicht dafür entschuldigt hat, wird es ihnen von den Chinesen immer wieder angekreidet. (Kleine Anekdote am Rand: Wir malen im Englischunterricht im Kindergarten immer Bildchen an die Tafel und sagen anschließend in Englisch und Chinesisch, was das ist. Den einen Tag haben wir Berufe gelehrt. Als wir für den Polizisten einen Mann mit Pistole malten, rief einer unserer Kleinen „Japaner!“.) Unser Ausflug in NanJing war daher von Museumsbesuchen geprägt. Anschließend haben wir einen Abstecher in die westlich-chinesische Metropole ShangHai gemacht, wo neben dem höchsten Gebäude der Welt OHNE Antenne westliche und chinesische Architektur und Kultur hart auf hart zusammenprallt.
Die restliche Zeit war geprägt von einem unfreundlichen ARD Fernsehteam, welches zwei Tage in unserer Einrichtung war um einen Dokufilm zu drehen aber dabei keine „Langnasen“ im Bild haben wollte, meinem ersten Bungee-Sprung aus 50 Meter Höhe und einem kleinen Auftritt im chinesischen Fernsehen. Auf einem unserer Stadtbummel durch BeiJing wurden wir nämlich von einem Casting Director des CCTV angesprochen und eine Woche später wurden Lukas und ich als Statisten für eine chinesische Serie eingeladen. So hatten wir die Chance, live zu sehen, wie ein Film gedreht wird und durften sogar 10 Sekunden darin mitspielen. Unsere Rolle war es, 2 von insgesamt 6 westlichen Partyanimals zu spielen, die unerwartet in einem Haus von Chinesen feiern. Ganz schöner Kitsch. Im Herbst/Winter soll es dann gesendet werden.
In der Schule und im Kindergarten ist nun die letzte Woche angebrochen, bevor es in die langersehnten Ferien geht und wir wohl wieder arbeitslos sein werden. Beide Arbeiten machen wirklich zunehmend Spaß, vor allem da man bei dem jetzigen Wetter regelmäßig ins Freie gehen kann. Letzte Woche haben wir dem Kindergarten ein Set Wasserspritzpistolen geschenkt, mit dem wir uns nun schon unerbittliche Schlachten liefern, was den Kindern von klein bis groß einen Mordsgaudi macht.
Unsere Jüngsten realisieren so langsam, dass wir nur noch wenige Tage da sein werden und werden extrem anhänglich. Schon seit gut einer Woche suchen sie sehr verstärkt unsere Nähe und sammeln Telefonnummern und Adressen mit dem Versprechen, dass sie uns schreiben, sobald sie schreiben gelernt haben. Am liebsten würden sie aber nach Deutschland mitkommen.
In nun gut einem Monat werde ich dann wieder zu Hause sein und in der Lage sein, euch persönlich alles zu erzählen (falls es euch denn interessiert :-P). Rückblickend muss ich ehrlich zugeben, dass, auch wenn es mir hier immer gut ging und ich bestimmt viel gelernt habe, ich ziemlich viel vermisse aus Deutschland und ich mich auf meine Rückkehr sehr freue.

Dienstag, 5. Mai 2009

Ausflug nach ShaoLin

Nach dem wir unsere 7-tägigen Ferien teilen mussten, weil Lukas am 1. Mai am „Großen Mauer - Marathon“ teilgenommen hat, den er im übrigen als erster von sechzehn Teilnehmern gewonnen hat (meinen Glückwunsch!), sind wir die letzten drei Tage in die Henan Provinz gefahren, um uns das sagenumwobene Shaolin Kloster anzusehen. So sagenhaft ist es leider nicht mehr, im Laufe der Jahre hat es sich eher zu einen „Disneyland DengFeng“ entwickelt, jedenfalls wird aus dem Können der „Mönche“, die keine echten Mönche sind, mächtig Profit geschlagen. Angekommen in DengFeng, einer Stadt sehr nahe des Klosters, welche mehr oder weniger vom Kung Fu lebt, haben wir uns erstmals komplett in die Hände eines Chinesen gegeben, der Taxifahrten, Unterkunft und alles für uns sehr kompetent gemanaged hat (auch wenn wir oft unsere Bedenken hatten). DengFeng ist ein Örtchen mit etwa 600 000 Einwohnern, welches doch noch ein ganzes Stück rückständiger ist als alle anderen chinesischen Städte, die wir bis jetzt gesehen haben. Nachdem das eigentliche Shaolin Kloster an die Grenzen seiner Schülerkapazitäten kam, haben sich hier nach und nach Kung Fu Schulen angesiedelt. Inzwischen sind es um die 100 Schulen mit schätzungsweise um die 1000 Schüler pro Schule. Von früh um 6:00 bis abends um 8:00 sieht man diese durch die Straßen laufen und trainieren. Eine dieser Schulen haben wir besucht, wo wir auch auf einige ausländische Schüler getroffen sind. Als wir dort waren, hatten wir gerade das Glück (oder Pech, wie man es nimmt), dass Wettkampfstag war, heißt, alle 4000 Schüler saßen in den Innenhöfen und mussten zusehen, wie ein paar wenige Mitschüler Formen und Kämpfe vorführten. Wir haben zwar so das reguläre Training nicht gesehen, aber dafür Kung Fu, Tai Ji und Sanda in Höchstleistung erlebt. Außerhalb der Schulen gibt es einen Waffenladen neben dem anderen. Wo ich in Peking ein halbes Jahr gebraucht habe, um gerade einmal einen zu finden, gab es hier Kung Fu Shops wie Sand am Meer. Durch und durch echt paradiesisch für mich :-)
Den nächsten Tag ging es dann zur eigentlichen Attraktion, dem Kloster. Hier wurden wir sogleich von ganzen Herden von Touristen überrannt, die die jungen „Mönche“ in Aktion sehen wollten. Wie gesagt, die Leute, die Touristen immer als Shaolin-Mönche präsentiert werden, sind keine wirklichen Mönche sondern lediglich Leute, die hier Kung Fu lernen. Die eigentlichen Mönche haben wir nicht zu Gesicht bekommen. Dafür eine Menge junger Sportler, die ihr WuShu (das Ausübenen vom traditionellen Kung Fu, also der KAMPFkunst, wurde während der Kulturrevolution verboten, was rückwirkend immer noch deutliche Spuren hinterlassen hat. Stattdessen wurde WuShu ins Leben gerufen und stark gefördert, was aus diesen Wurzeln entstand. WuShu sieht aber lediglich gut aus und ist sehr viel akkrobatischer, der Verteidigungs- und Kampfaspekt kommt aber viel zu kurz) zum Besten gaben. Insgesamt sehr beeindruckend, wenn auch viel zu touristisch. Etwas vom Hauptpfad der galoppierenden Touriherden abgewichen haben wir die Trainingsplätze der Shaolin Kung Fu Schule zu Augen bekommen. Hier standen nun tausende gleichgekleidete, kahlgeschorene junge Chinesen, aufgestellt in Reih und Glied, die auf Kommando ihres Trainers exakt das Gleiche synchronisiert taten. Bei diesen Anblick kann man eigentlich nur sagen, dass die Jungs nicht trainiert, sondern eher gezüchtet werden. Für uns wirkte es sehr militärisch. Sehr beeindruckend, aber irgendwie auch beängstigend.
Der Tempel an sich sieht aus wie jeder andere Tempel in China, allerdings ist er durch seine Lage in den Bergen sehr viel reizvoller. Durch den angrenzenden Pagodenwald ging es für uns weiter in die Berge, wo wir abschließend noch 4 Stunden durch tollste Berglandschaft wandern gingen.

Ausflug nach TianJin

Letzte Woche haben wir uns erstmals die Zeit genommen, in die zweite nahe gelegene Großstadt zu fahren, nach TianJin. Zuvor hatten wir nichts Gutes über TianJin gehört, vonwegen es sei schmutzig und sehr industriell, sodass wir mit geringen Erwartungen die Sache angingen. Allerdings wurden wir vom Gegenteil überzeugt. TianJin ist nach Hong Kong und ShangHai eine der Städte, in denen der westliche Einfluss sehr stark war. Vorallem zur Zeit des Bürgerkrieges siedelten sich hier die Besatzungsmächte wegen der günstigen Meerlage und Nähe zur Hauptstadt an. Viele der damaligen Konzessionsgebäude stehen noch heute und werden restauriert. In TianJin wird derzeit enorm viel gebaut, wobei in den historischen Viertel scheinbar auf den Baustil geachtet wird. Alles was schon fertig ist, sieht sehr hübsch und einladend aus. Sehr viel ist in europäischen Stilen gebaut, sodass man sich mit etwas Fantasie hier mal wie in Italien und dort mal wie in Österreich fühlen kann. Ausgesprochen gut ist auch die Küche, die neben westlicher Kost auch aus vielen Meeresfrüchten besteht. Wir haben uns einen Meeresteller zusammenstellen lassen bestehend aus 6 unterschiedlichen Tieren, die natürlich alle noch lebten, als wir mit dem Finger darauf zeigten.
„Höhepunkt“ des Ausfluges war für mich, das Grab meines Kung Fu Schulgründers Huo YuanJia zu besuchen, der in TianJin geboren wurde und dort tätig war und wie zu seiner Zeit auch heute noch als Nationalheld gefeiert wird. Natürlich ist mit TianJin in diesem Falle nicht wirklich die Stadt sondern die Provinz gemeint, was für uns bedeutete, dass wir eineinhalb Stunden in die chinesische Pampa fahren mussten, um sein Geburtshaus zu finden. Dieses ist inzwischen als kleines Museum ausgebaut (leider alles nur chinesisch erläutert) und eine Kung Fu Internatsschule hat sich daneben angesiedelt, deren Schüler uns dann auch was vormachen konnten. Sein Urenkel wohnt übrigens noch immer in diesem Ort, wie uns berichtet wurde.

Dienstag, 28. April 2009

Ich und mein „Selbstfahr-Fahrzeug“

Vorletzte Woche haben sich DaLu und ich jeder ein Fahrrad (aus dem Chinesischen: Selbstfahr-Fahrzeug) gekauft für gerade einmal 25 €. Na okay, 26 €, weil ich noch ein Körbchen wollte. Jetzt fahre ich ein schickes neues Tuntenfahrrad mit Omasattel und Körbchen in hellblau. Das Fahrrad wurde aufgrund des Toppreises natürlich auf das Nötigste reduziert, allerdings ist alles dran, was man wirklich braucht. So habe ich neben meinem äußerst praktischen Frontkörbchen auch eine Klingel (auch in hellblau), von der ich den chinesischen Gegebenheiten entsprechend häufig Gebrauch mache. In Deutschland brauchte ich nie eine Klingel. Da reichte im äußersten Notfall auch Rufen. Aber hier? Was soll ich denn hier rufen? Entweder würde man gar nicht Notiz von mir nehmen oder mich sofort als Ausländer identifizieren, um mir anschließend gebannt starrend wie eine Fliege, die eine UV-Lampe ansteuert, in die Speichen laufen. Und so klingel ich eben. Und zwar oft. Meist machen sich die Leute nichts daraus und laufen oder fahren unverdrossen weiter in den Weg, aber eigentlich kann ich nur glücklich sein darüber, da sie mich ja so offenbar nicht als Ausländer erkennen. Aber so sind sie wenigstens gewarnt und ich beruhigt. Nur die sowieso schon verängstigten Vierbeiner sind vorsichtiger. Sie scheinen zu wissen, dass sie ratz batz in den Topf kommen, wenn sie nicht aufpassen. Gäbe es ein Aufkleber „Ich klingel auch für Hunde“ würde ich glatt ein kaufen. Ansonsten hat mein Fahrrad eigentlich nicht viel. Unnötige Dinge wurden einfach weggelassen. Keine Gangschaltung, kein Licht, keine Bremsen. Also Bremsen hat es schon, aber die sind so effektiv wie ein kräftiges Auspusten in Gefahrensituation gegen Fahrtrichtung. Allerdings geben mir diese Plazebobremsen doch ein sicheres Gefühl, wenn ich sie bis Anschlag widerstandslos durchziehe. Aber Bremsen sind sowieso viel zu überbewertet, jedenfalls wissen Chinesen, dass es auch ohne geht. „Wer bremst, verliert“, dass das ein Chinese gesagt hat, da möcht‘ ich wetten. In China fährt man stehts drum herum. Beim gefüllten Nachmittagsverkehr kann das schon einmal ein ganz schönes Drunter und Drüber ergeben. Wenn man hier etwas meistert, dann Antizipation.
Jedenfalls erlebe ich den Verkehr nun als aktiver Verkehrsteilnehmer aus einer ganz anderen Perspektive. Ich bin hier zwar schon Auto, Traktor, Minibus und sogar beladene LKWs gefahren, aber das war nichts im Vergleich zum Fahrrad. Zweimal die Woche fahre ich jetzt nach Langfang, also der nächsten großen Stadt, um ins Fitnesscenter zu gehen. Leider jedes mal zur Rush Hour. Bisher haben wir uns gefragt, für welche Zeit die Langfanger Infrastruktur ausgelegt ist mit den 8-spurigen Straßen, die immer leer sind. Damals dachten wir noch in Dekaden. Jetzt weiß ich’s, für die Zeit von 17:00 -18:00 Uhr. In dieser Zeit sind sowohl die vier Spuren Straße als auch die vier Spuren Fahrradstraße gerammelt voll. Da man sich generell nicht an Überhohl- oder Vorfahrtsregeln hällt, ist eine Fahrt in dieser Zeit reinstes Konzentrationstraining, vorallem ohne Bremsen. Doch spätestens wenn ein Taxifahrer das dritte mal nach deutschem Recht einem die Vorfahrt nimmt und einen dabei groß anglotzt, fängt man als Deutscher an, das Alphabet von Ar... bis Wi... durchzufluchen. Auf den Fahrradstraßen ist man davor im Großen und Ganzen gefeit. Dort schlägt man sich nur mit etwa 50 weiteren Fahrradfahrern pro Ar durch die Straßen, wobei Chinesen alles per Rad transportieren, von 3 Meter langen Baustahl bis 100 Liter - Kantinentöpfe ist da alles dabei. Hin und wieder (also etwa im 20 Sekunden-Takt) gibt es auch Geisterfahrer, die sich in diesem Gewühl auch noch in die andere Richtung drängeln müssen. Spannend wird es aber vorallem nachts, wenn man aufgrund fehlender Sonneneinstrahlung nichts mehr sieht. Zum einen ist man zwar um einiges einsamer als tagsüber, zum anderen sieht man ungesicherte Baustellen oft erst im letzten Moment. Auf der Landstraße kämpft man dann erst recht mit dem Problem der Sicht. Chinesen fahren entweder ohne Licht, um Strom zu sparen (Lieblingsfahrzeug der Chinesen ist das Elektrofahrzeug, was mit Licht betrieben mitunter nicht mehr die erforderliche Reichweite hat) oder weil es nicht vorhanden ist, oder mit Fernlicht. Gerade die Chinesen, die die auf dem Land extrem seltenen Xenon-Scheinwerfer haben, müssen damit natürlich prahlen und fahren gern mal lange Strecken mit Dauerlichthupe. Also sieht man Mitstraßenteilnehmer wie die ersteren erst auf dem letzten Meter, was zumeist wie ich Fahrradfahrer sind, oder man fährt blind dem Licht entgegen im doppelten Sinne. Doch auch hier kann ich mich etwas glücklich schätzen, dass Chinesen in Sachen Beleuchtung mir sehr seelenverwandt sind. Wo ich in Deutschland nachts wütend angehupt wurde, fährt man hier lässig einen großzügigen Bogen um mich und mit meinem Reflektor bin ich schon besser „beleuchtet“ als jedes andere Chinarad.
Und so fahre ich meine regelmäßige Strecke und habe endlich mal genügend Zeit, unbekümmert und ohne Ablenkung über Dinge wie Blogeinträge nachzudenken, sodass ausgeschlachtete Beiträge wie dieser entstehen können.

Freitag, 10. April 2009

Zeremonie der Ernennung zum Schüler

Heute morgen wurde ich nun offiziell in einer spirituellen Zeremonie zum Schüler meines ShiFus, Meister Xing, ernannt. Angefangen hat die ganze Prozedur damit, dass alle Kandidaten eine Liste mit Regeln bekommen haben, die wir studieren mussten und nach denen wir ab sofort leben müssen. Für mich und Terry hieß das erst einmal, sich zusammenzusetzen und zu übersetzen. Die Regeln bestehen im Prinzip daraus, dass ich meinem ShiFu loyal bleiben soll, mein Wissen nicht zu schlechten Taten missbrauchen soll, mich nicht selber damit bereichere, Leuten in Not ohne zu zögern helfe und stets nach Fortschritt streben soll. Insgesamt gibt es zehn solcher Regeln. In einer ersten Versammlung wurden alle Schüler untereinander vorgestellt und erläutert, warum denn diese Person würdig ist, Schüler zu werden. Zudem wurden unsere Geburtsdaten gesammelt. Zwei Tage später (also heute) war dann die eigentliche Zeremonie. Morgens um 7 wurden wir in das Gebetszimmer von Meister Xing gebeten, der einzige Raum, den ich bis dato noch nicht gesehen hatte. Die Einrichtung sieht so aus, als hätte sie den Gegenwert von ganz TianZhenYuan. Sie bestand aus einem riesigen Holzbuddha, der aus einem Stück geschnitzt ist, edlen chinesischen Möbeln, Porzellanvasen, Wandgemälden und Gebetskissen. Rausgeputzt wurden wir acht Anwärter in den Raum geführt, wo wir unsere Schuhe ausziehen mussten und einem Kissen zugewiesen wurden. Uns wurde gezeigt wie man sich richtig verbeugt. Nach dem Trockendurchlauf wurde die gleiche Prozedur ohne Kommentare wiederholt. Als nächstes hat Meister Xing ein Schreiben vorgelesen, in dem er seine Ahnen(?) bittet, uns als Schüler aufnehmen zu dürfen. Das Schreiben wurde daraufhin verbrannt und in eine Brandschale geworfen. Nun waren wir an der Reihe. Wir mussten unsererseits Schreiben verfassen, in denen wir bitten, Meister Xings Schüler zu werden und versprechen, seine Regeln zu befolgen. Auch diese wurden anschließend verbrannt. Insgesamt hat die Zeremonie eine Stunde in etwa gedauert.




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PS: Passt zwar nicht zum Thema, aber Albert ist tot :-(
Dafür haben wir jetzt eine Katze!

Donnerstag, 26. März 2009

Albert - unser kleiner Problemfall

Nein, keine Personenbeschreibung (obwohl ich das auch mal wieder machen könnte)! Albert ist unsere kleine Hausmaus. Bis vor kurzem war sie noch "mäusisch zurückhaltend" aber langsam wird sie frech. Vor einigen Wochen hatte man Glück, wenn man sie nachts um vier beim Auf-Toilette-gehen zu sehen bekam, aber inzwischen nagt sie sich jedes Nachts Stück für Stück weiter durch die Badtür und macht Heidendreck und -lärm dabei. Selbst tagsüber rennt sie schon durch den Raum, wenn wir alle drei im Raum sind, es hell und laut ist. Den einen Tag hing Albert in der Gardine und turnte umher als ich aufwachte. Dass wir uns nun nicht von der Maus an der Nase herumführen lassen ist klar. Eine Mausefalle musste her, nur was für eine? Ich wollte es eigentlich nicht zulassen, dass wir sie töten, also plädierte ich für eine Käfigfalle, die es natürlich nicht gab auf dem Markt nebenan. Dort gab es nur diverse Derivate von Rattengift und Fallen, mit denen man eher Katzen und Hunde fangen könnte. Wir nahmen zwei unterschiedliche Exemplare mit und bestückten eine mit Kuchen, die andere mit Speck und platzierten sie an unterschiedlichen Stellen im Raum und schlossen Wetten ab, welche Falle denn wohl zuschnappen würde. Allerdings kam es nie dazu, da Albert viel zu leicht ist und wahrscheinlich auf der Falle rumhüpfte und einen Freudentanz für das Festmahl vorführte. Jedenfalls waren die Fallen nächsten Morgen beide fast leer gefressen. Das einzige, was wir damit gefangen haben, ist mein Daumen, als ich die Falle sensibler einstellen wollte. Zwei Tage später waren die Fallen dann ganz leer und ich habe nun zwei blaue geschwollene Daumen. Wenigstens sehen die jetzt symmetrisch aus.

Unser Xi'An-Ausflug

Vom 07.03.-10.03. waren wir drei ein verlängertes Wochenende in Xi'An. Angereist sind wir wieder im Schlafwagen des Nachtzugs, der aufgrund seiner Bequemlichkeit und des Preises unser bevorzugtes Reisemittel geworden ist. Xi'An wirkt auf den ersten Blick viel historischer als Beijing. Es gibt ein Stadtzentrum mit vielen historischen Gebäuden, umsäumt von einer Stadtmauer, und selbst neuere Gebäude sind auf alt getrimmt. Am Sonntag haben wir uns die Terracotta-Armee angesehen, die etwas außerhalb liegt. Ganz ehrlich gesagt, hat diese mich aber nicht sehr beeindruckt, vorallem, als wir erfahren haben, dass von den vielen Tausend Kriegern nur einer unbeschädigt gefunden wurde und alle anderen restauriert worden sind. Allerdings war die Detailtreue überwältigend, mit der die Krieger gezeichnet waren. Das eigentliche Grab des ersten "Kaisers", welches sie bewachen, liegt einige wenige Kilometer weiter entfernt, wurde aber leider nie geöffnet. Aus Aufzeichnungen kann man aber entnehmen und man munkelt, dass in dieser unterirdischen Gruft Flüsse aus Quecksilber fließen und der Sternenhimmel aus Edelsteinen dargestellt ist. Allerdings kann man da nur mutmaßen. Zusammen mit 2 weiteren Deutschen, die wir dort kennengelernt haben, haben wir uns eine Führung geleistet.
Es war sehr amüsant zu sehen, wie "Chinaanfänger" beispielsweise versuchen, mit Stäbchen umzugehen. Die restlichen Tage haben wir die kleineren Sehenswürdigkeiten und Antikmärkte unsicher gemacht. Gerade letzteres war spannend zu besichtigen, weil wir zuvor keine Antiquitäten zu Gesicht bekommen haben. Allerdings darf man eh nichts exportieren, wie uns dort berichtet wurde.

Dienstag, 24. Februar 2009

Tianzhen Garden erwacht aus dem Winterschlaf

Juhu, wir haben endlich wieder Kinder! In den letzten zwei drei Wochen hat sich ganz schön etwas getan in unserem chinesischen Heim. Wir haben neue Arbeiter, die unsere Einrichtung wieder auf Vordermann bringen und aufräumen, wir haben neue Kinder, unsere Tore werden langsam wieder bewacht (was den Vorteil hat, dass wir nun wieder aus- und eingehen können. Vorher mussten wir stets jemanden mit Schlüssel suchen, der uns aufschließt, was sehr frustrierend war, oder notfalls über die etwa 2,50 m hohe Mauer springen) und wir haben wieder einen Kindergarten, in dem wir uns alle sehr wohl fühlen können und endlich mal wieder austoben können. Die Kindergärtnerin ist auch klasse, da sie unwahrscheinlich gut mit den Kindern umgehen kann und sogar lieb zu ihnen ist. Allerdings ist es jetzt ein ganz schön straffer Tagesablauf für die Kleinen, die Lesen lernen sollen, wo wir natürlich eifrig mitmachen. Momentan betreuen wir fünf Kinder, heißt wir lehren ihnen Englisch, basteln mit ihnen und lesen ihnen abends eine Gute-Nacht-Geschichte vor (natürlich in Englisch, was sie nicht verstehen, sodass sie schnell einschlafen. Hat auch den Vorteil, das man getrost mitten im Text sagen kann „...and they lived happily ever after“ und einfach geht oder sogar Frankenstein vorlesen kann.) Da man für die Kinder aber wie ein riesengroßes Spielzeug ist, ist man nach einem Kindergartentag irgendwie ausgelaugter als nach so einem Tag Feldarbeit...

Mittwoch, 18. Februar 2009

Mein Hongkong-Trip

Mein Papa war wieder in China unterwegs, genauer in Hongkong, ein Grund für mich, wieder einmal über den Pekinger Tellerrand hinauszuschauen. Mit DaLu zusammen habe ich mir also fünf Tage freigenommen, um die 25-stündige Zugreise auf mich zu nehmen. Die Zugfahrt im hard-sleeper Abteil wir viel bequemer als gedacht, zumal wir das 6er-Abteil für uns alleine hatten. So konnten wir sehr bequem das elendig Dreckige und Graue (an dem Tag hat es das erste Mal nach drei Monaten wieder geregnet) hinter uns lassen und fanden uns in einer völlig anderen Welt wieder, als wir nächsten morgen wieder aufwachten. Das erste, was mein Auge erblickte, waren Palmen und Feldarbeiter in T-Shirt und Strohhut. Überhaupt wirkte alles viel freundlicher im starken Kontrast zum Pekinger Umland. Angekommen in Hongkong hat es mir erst einmal den Atem verschlagen, weil es so anders ist als Peking: viel sauberer, weniger Leute, enger (aber auf sympatische Art und Weise. In Peking ist eine vierspurige Straße extrem klein, alles wirkt erschlagend gigantisch, Hongkong wird aber von zweispurigen Straßen beherrscht, was enge Häuserschluchten zur Folge hat, wodurch die Wolkenkratzer noch höher wirken) und vor allem anderen ungeheuer luxuriös und teuer. Zumindest im Vergleich zu allen Orten, an denen ich mich in den letzten knapp sieben Monaten aufhielt. Hongkong ist eine Stadt, gelegen auf sehr hügeligen Inseln direkt im Meer, die von Kapitalismus und Globalisierung dominiert wird, sprich eine super idyllische, multikulturelle Shopping-Metropole. Erinnert mich sehr an eine Mischung aus San Francisco und Singapur. Leider war es die ganze Zeit stark bewölkt, sodass wir unsere traumhafte Aussicht von der sonst so runtergekommenen Jugendherberge nicht richtig genießen konnten.

Chinesisches Neujahr

Die Chinesen haben ja bekanntlich einen anderen Kalender als wir, nämlich den Mondkalender (moderne Chinesen feiern daher ganz gerne zweimal ihren Geburtstag, nach chinesischem und gregorianischem Kalender), demnach fällt das chinesische Neujahr auf ein anderes Datum als bei uns. Dieses Jahr war es der 26. Januar, wobei die Festlichkeiten bis zum 14. Februar anhielten. In dieser Zeit befand sich China feuerwerkstechnisch im Ausnahmezustand. Im Prinzip ist es wie unser Silvester, nur eben zwei Wochen lang. Zwei Wochen lang Feuerwerk mit nur wenigen Unterbrechungen, wobei die Feuerwerkskörper hier wesentlich mehr Rums machen als bei uns. Zudem veranstaltet auch jeder zweite ein semiprofessionelles Feuerwerk, so auch wir. Lukas und ich durften uns wie ein Mörsertrupp fühlen als wir die etwa 1 Liter fassenden Flugkörper anzündeten, in ein Ofenrohr fallen ließen und anschließend die Beine in die Hand nahmen, wobei uns nach etwa 20 Meter die Druckwelle einholte als mit einem Lauten „Pflumm“ die Rakete in den Himmel schoss. Ihr glaubt gar nicht wie toll das ist, ein Feuerwerk, was man sonst nur vom Brandenburgen Tor oder so kennt, selber zu starten und direkt darunter zu stehen. Auch in Peking gab es hier und da zu jeder Tag- und Nachtzeit mal wieder Feuerwerk, wobei es irgendwie nur unser Interesse zu wecken schien. Chinesen bewundern es jedenfalls nicht so ausgiebig.

Freitag, 6. Februar 2009

Max beim Arzt

Wie es das Schicksal so wollte, habe ich mir gleich am ersten Tag der Zeit nach dem Kirgisistan-Zwischenseminar, für welche ich mir eigentlich so viel vorgenommen habe, meinen rechten Daumen gebrochen und bin jetzt schwerstbehindert und brauche sogar Hilfe beim Flaschenöffnen. Na, ganz so schlimm ist es Gott sei Dank nicht (also Flaschen krieg ich manchmal wirklich nicht auf), aber ich fühle mich schon arg gehandicapt (tolles Wort). Optimistisch wie ich bin, wäre ich gar nicht damit zum Arzt gegangen und habe angenommen, es sei nur eine starke Prellung. Terry bestand aber darauf und so sind wir zusammen ins örtliche Krankenhaus gefahren, ein 9-stöckiger Palast, der, angeblich aufgrund der Feiertage, menschenleer war. Terry hat schnell die richtige Station herausgesucht und wir machten uns auf die Suche nach einem Arzt. In China gibt es scheinbar keine Warteräume, in die man sich setzt und wartet bis man aufgerufen wird, nein, man guckt einfach in jedes Behandlungszimmer und schaut nach, ob ein Arzt gerade da ist, den man dann, trotzdem er beschäftigt ist, davon überzeugen kann, dass mein Fall jetzt viel wichtiger sei, szumal ich ja Westler bin. Somit lernt man schon mal ein paar Patienten kennen, egal was sie denn haben. An der Wand der Krankenhausflure hingen Bilder von unsagbar schrecklichen Krankheiten. Da wir keinen Arzt spontan fanden, wurde die Restaurantmethode angewand: Im Restaurant brüllt Terry so laut er kann im Stimmbruchton „FuWuYuan“ (KellnerIn), wobei er die Mittelsilbe immer verschluckt, so dass es eigentlich noch unhöflicher wird. Aus der anderen Ecke des Raumes (oder des Raumes daneben, oder der Küche) kommt dann in der Regel ein „Ähhh?“ im gleichen Stimmbruchton, der typisch chinesisch zu sein scheint, und die Bestellung oder was auch immer wird über eine Distanz von 50 Metern aufgegeben, sodass auch jeder alles mitbekommt. So ähnlich lief es dann auch im Krankenhaus ab, als Terry lauthals „DaiFu“ (ArztIn)herauskrächste und eine Frau in einem für Krankenhausverhältnisse sehr schmutzigen Kittel aus einer Tür lugte. Auf dem Flur wurde ich dann untersucht noch mit Jacke und im Stehen und ich wurde zum Röntgen geschickt. Da war eigentlich alles wie bei uns, nur eben mit den chinesischen Anstellmanieren, oder sollte ich lieber Vordrängelmanieren sagen. Bemerkenswert war noch, dass man jede Leistung im Voraus einzeln bezahlt. So, jetzt haltet euch fest: Die erste Untersuchung hat mich 1 Yuan (10 Cent) gekostet, das Röntgen 40 Yuan (4 Euro) und die Schiene inkl. Behandlung, nachdem sich herausstellte, das mein Daumen gebrochen ist, kam 150 Yuan (15 Euro), wobei das schon die teuerste Variante war, ich hätte den gleichen Spaß auch für 12 Yuan (1,20 Euro) haben können, wäre dann aber unbequemer und einfacher gewesen. Jede Woche muss ich zur Kontrolluntersuchung, welche mich ganze 8 Yuan (80 Cent) kostet. Ich frag mich jetzt ernsthaft, was ein Arzt hier verdient und wie sich das alles rentieren soll. In Deutschland wären allein die Materialkosten schon weit höher. Soll ich dafür jetzt die Krankenkasse überhaupt kontaktieren!?

Samstag, 31. Januar 2009

Zwischenseminar in Kirgisistan

Vom 21. bis zum 26. Januar waren wir drei zusammen mit allen anderen Freiwilligen in Zentralasien in Kirgisistan, eine Reise, die viel schwieriger werden sollte als es zuerst schien. Nach ewigen Hin und Her, ob wir China überhaupt verlassen können aufgrund unseres one-entry-Visums, haben wir es geschafft, ein multiple-entry-Visum zu bekommen, sodass der Reise an und für sich nichts mehr im Wege stand. Außer, dass wir natürlich ein Visum für Kirgisistan brauchten. „Kein Ding“ dachten wir uns, haben dabei aber die Bürokratie nicht mit eingeplant und den Fakt, dass die Botschaft in Peking gerade am Umziehen war. So waren wir schon mehrere Wochenenden damit beschäftigt, die Botschaft überhaupt zu finden, um dann anschließend immer wieder falsche Öffnungszeiten genannt zu bekommen, sodass wir es erst im 4. Anlauf schafften, vorzusprechen. Derzeitige Zeit bis zur Abreise? 4 Tage! Also auch noch extrateure Expressbearbeitung. Die Botschaft war zudem die kleinste Einrichtung, die ich je gesehen habe. Mit uns fünf Leuten (wir drei + Jasper aus Chengdu + Terry) war der Warteraum voll. Unser Flug war recht unbeschwerlich und wir hatten eine Wahnsinnsaussicht auf das zentralasiatische Hochmassiv, eine Landschaft, wie sie unberührter nicht sein könnte. Nächste Hürde war der Zwischenstopp in Tashkent, der Hauptstadt von Uzbekistan, wo wir 14 Stunden warten mussten. Über einen roten Teppich wurden wir in die Transithalle geleitet, die wahrscheinlich eine alte Villa war. Leider hatten wir nichts zu essen und keine Möglichkeit, Geld zu tauschen, sodass wir von einer Packung Kekse aus dem Duty-Free-Shop für 7 Euro überleben mussten. Kirgisistan hat mich dann sehr positiv überrascht. Die Leute sehen zu einer Hälfte aus wie Chinesen, die anderen sind Russen. Die Landschaft ist traumhaft, wenn man Gebirge mag, und die Siedlungsräume erinnern an die ärmeren Ecken Tschechiens, nur das Bishkek eben die Hauptstadt war, wo wir waren. Das Seminar fand ich persönlich recht gelungen und ich fand es sehr interessant, wie es anderen Freiwilligen, aus der Mongolei zum Beispiel, ergeht. Nur passte China als einziges Land ohne sowjetischen Einfluss gar nicht in die Gruppe. Auf jeden Fall tat es sehr gut mal wieder unter Deutschen zu sein und ich fühlte mich wie auf Klassenfahrt. Wir drei "Chinesen" waren dann die letzten, die das Land wieder verlassen haben und hatten somit noch die Möglichkeit, eine der lokalen Einrichtungen anzusehen, ein Kinderheim für Straßenkinder.
Am Flughafen angekommen, wurde uns dann mitgeteilt, dass aufgrund des chinesischen Neujahrs unser Flug nach Peking gecancelt wurde und wir über Südkorea fliegen müssten. Wie nicht anders erwartet, wusste dort aber niemand davon, sodass wir in Seoul feststeckten und wir zur Einreise gedrängt wurden. Gott sei Dank fand uns aber nach etwa einer Stunde unser Ansprechpartner der Airline, den wir nur knapp verfehlt haben müssen und legte sich für uns mächtig ins Zeug. Mit neun Stunden Verspätung kamen wir in Peking dann an (ohne Gepäck allerdings) nach einer Odyssee durch Armut und Hochtechnologie.