Dienstag, 5. Mai 2009

Ausflug nach ShaoLin

Nach dem wir unsere 7-tägigen Ferien teilen mussten, weil Lukas am 1. Mai am „Großen Mauer - Marathon“ teilgenommen hat, den er im übrigen als erster von sechzehn Teilnehmern gewonnen hat (meinen Glückwunsch!), sind wir die letzten drei Tage in die Henan Provinz gefahren, um uns das sagenumwobene Shaolin Kloster anzusehen. So sagenhaft ist es leider nicht mehr, im Laufe der Jahre hat es sich eher zu einen „Disneyland DengFeng“ entwickelt, jedenfalls wird aus dem Können der „Mönche“, die keine echten Mönche sind, mächtig Profit geschlagen. Angekommen in DengFeng, einer Stadt sehr nahe des Klosters, welche mehr oder weniger vom Kung Fu lebt, haben wir uns erstmals komplett in die Hände eines Chinesen gegeben, der Taxifahrten, Unterkunft und alles für uns sehr kompetent gemanaged hat (auch wenn wir oft unsere Bedenken hatten). DengFeng ist ein Örtchen mit etwa 600 000 Einwohnern, welches doch noch ein ganzes Stück rückständiger ist als alle anderen chinesischen Städte, die wir bis jetzt gesehen haben. Nachdem das eigentliche Shaolin Kloster an die Grenzen seiner Schülerkapazitäten kam, haben sich hier nach und nach Kung Fu Schulen angesiedelt. Inzwischen sind es um die 100 Schulen mit schätzungsweise um die 1000 Schüler pro Schule. Von früh um 6:00 bis abends um 8:00 sieht man diese durch die Straßen laufen und trainieren. Eine dieser Schulen haben wir besucht, wo wir auch auf einige ausländische Schüler getroffen sind. Als wir dort waren, hatten wir gerade das Glück (oder Pech, wie man es nimmt), dass Wettkampfstag war, heißt, alle 4000 Schüler saßen in den Innenhöfen und mussten zusehen, wie ein paar wenige Mitschüler Formen und Kämpfe vorführten. Wir haben zwar so das reguläre Training nicht gesehen, aber dafür Kung Fu, Tai Ji und Sanda in Höchstleistung erlebt. Außerhalb der Schulen gibt es einen Waffenladen neben dem anderen. Wo ich in Peking ein halbes Jahr gebraucht habe, um gerade einmal einen zu finden, gab es hier Kung Fu Shops wie Sand am Meer. Durch und durch echt paradiesisch für mich :-)
Den nächsten Tag ging es dann zur eigentlichen Attraktion, dem Kloster. Hier wurden wir sogleich von ganzen Herden von Touristen überrannt, die die jungen „Mönche“ in Aktion sehen wollten. Wie gesagt, die Leute, die Touristen immer als Shaolin-Mönche präsentiert werden, sind keine wirklichen Mönche sondern lediglich Leute, die hier Kung Fu lernen. Die eigentlichen Mönche haben wir nicht zu Gesicht bekommen. Dafür eine Menge junger Sportler, die ihr WuShu (das Ausübenen vom traditionellen Kung Fu, also der KAMPFkunst, wurde während der Kulturrevolution verboten, was rückwirkend immer noch deutliche Spuren hinterlassen hat. Stattdessen wurde WuShu ins Leben gerufen und stark gefördert, was aus diesen Wurzeln entstand. WuShu sieht aber lediglich gut aus und ist sehr viel akkrobatischer, der Verteidigungs- und Kampfaspekt kommt aber viel zu kurz) zum Besten gaben. Insgesamt sehr beeindruckend, wenn auch viel zu touristisch. Etwas vom Hauptpfad der galoppierenden Touriherden abgewichen haben wir die Trainingsplätze der Shaolin Kung Fu Schule zu Augen bekommen. Hier standen nun tausende gleichgekleidete, kahlgeschorene junge Chinesen, aufgestellt in Reih und Glied, die auf Kommando ihres Trainers exakt das Gleiche synchronisiert taten. Bei diesen Anblick kann man eigentlich nur sagen, dass die Jungs nicht trainiert, sondern eher gezüchtet werden. Für uns wirkte es sehr militärisch. Sehr beeindruckend, aber irgendwie auch beängstigend.
Der Tempel an sich sieht aus wie jeder andere Tempel in China, allerdings ist er durch seine Lage in den Bergen sehr viel reizvoller. Durch den angrenzenden Pagodenwald ging es für uns weiter in die Berge, wo wir abschließend noch 4 Stunden durch tollste Berglandschaft wandern gingen.

Ausflug nach TianJin

Letzte Woche haben wir uns erstmals die Zeit genommen, in die zweite nahe gelegene Großstadt zu fahren, nach TianJin. Zuvor hatten wir nichts Gutes über TianJin gehört, vonwegen es sei schmutzig und sehr industriell, sodass wir mit geringen Erwartungen die Sache angingen. Allerdings wurden wir vom Gegenteil überzeugt. TianJin ist nach Hong Kong und ShangHai eine der Städte, in denen der westliche Einfluss sehr stark war. Vorallem zur Zeit des Bürgerkrieges siedelten sich hier die Besatzungsmächte wegen der günstigen Meerlage und Nähe zur Hauptstadt an. Viele der damaligen Konzessionsgebäude stehen noch heute und werden restauriert. In TianJin wird derzeit enorm viel gebaut, wobei in den historischen Viertel scheinbar auf den Baustil geachtet wird. Alles was schon fertig ist, sieht sehr hübsch und einladend aus. Sehr viel ist in europäischen Stilen gebaut, sodass man sich mit etwas Fantasie hier mal wie in Italien und dort mal wie in Österreich fühlen kann. Ausgesprochen gut ist auch die Küche, die neben westlicher Kost auch aus vielen Meeresfrüchten besteht. Wir haben uns einen Meeresteller zusammenstellen lassen bestehend aus 6 unterschiedlichen Tieren, die natürlich alle noch lebten, als wir mit dem Finger darauf zeigten.
„Höhepunkt“ des Ausfluges war für mich, das Grab meines Kung Fu Schulgründers Huo YuanJia zu besuchen, der in TianJin geboren wurde und dort tätig war und wie zu seiner Zeit auch heute noch als Nationalheld gefeiert wird. Natürlich ist mit TianJin in diesem Falle nicht wirklich die Stadt sondern die Provinz gemeint, was für uns bedeutete, dass wir eineinhalb Stunden in die chinesische Pampa fahren mussten, um sein Geburtshaus zu finden. Dieses ist inzwischen als kleines Museum ausgebaut (leider alles nur chinesisch erläutert) und eine Kung Fu Internatsschule hat sich daneben angesiedelt, deren Schüler uns dann auch was vormachen konnten. Sein Urenkel wohnt übrigens noch immer in diesem Ort, wie uns berichtet wurde.