Freitag, 6. Februar 2009

Max beim Arzt

Wie es das Schicksal so wollte, habe ich mir gleich am ersten Tag der Zeit nach dem Kirgisistan-Zwischenseminar, für welche ich mir eigentlich so viel vorgenommen habe, meinen rechten Daumen gebrochen und bin jetzt schwerstbehindert und brauche sogar Hilfe beim Flaschenöffnen. Na, ganz so schlimm ist es Gott sei Dank nicht (also Flaschen krieg ich manchmal wirklich nicht auf), aber ich fühle mich schon arg gehandicapt (tolles Wort). Optimistisch wie ich bin, wäre ich gar nicht damit zum Arzt gegangen und habe angenommen, es sei nur eine starke Prellung. Terry bestand aber darauf und so sind wir zusammen ins örtliche Krankenhaus gefahren, ein 9-stöckiger Palast, der, angeblich aufgrund der Feiertage, menschenleer war. Terry hat schnell die richtige Station herausgesucht und wir machten uns auf die Suche nach einem Arzt. In China gibt es scheinbar keine Warteräume, in die man sich setzt und wartet bis man aufgerufen wird, nein, man guckt einfach in jedes Behandlungszimmer und schaut nach, ob ein Arzt gerade da ist, den man dann, trotzdem er beschäftigt ist, davon überzeugen kann, dass mein Fall jetzt viel wichtiger sei, szumal ich ja Westler bin. Somit lernt man schon mal ein paar Patienten kennen, egal was sie denn haben. An der Wand der Krankenhausflure hingen Bilder von unsagbar schrecklichen Krankheiten. Da wir keinen Arzt spontan fanden, wurde die Restaurantmethode angewand: Im Restaurant brüllt Terry so laut er kann im Stimmbruchton „FuWuYuan“ (KellnerIn), wobei er die Mittelsilbe immer verschluckt, so dass es eigentlich noch unhöflicher wird. Aus der anderen Ecke des Raumes (oder des Raumes daneben, oder der Küche) kommt dann in der Regel ein „Ähhh?“ im gleichen Stimmbruchton, der typisch chinesisch zu sein scheint, und die Bestellung oder was auch immer wird über eine Distanz von 50 Metern aufgegeben, sodass auch jeder alles mitbekommt. So ähnlich lief es dann auch im Krankenhaus ab, als Terry lauthals „DaiFu“ (ArztIn)herauskrächste und eine Frau in einem für Krankenhausverhältnisse sehr schmutzigen Kittel aus einer Tür lugte. Auf dem Flur wurde ich dann untersucht noch mit Jacke und im Stehen und ich wurde zum Röntgen geschickt. Da war eigentlich alles wie bei uns, nur eben mit den chinesischen Anstellmanieren, oder sollte ich lieber Vordrängelmanieren sagen. Bemerkenswert war noch, dass man jede Leistung im Voraus einzeln bezahlt. So, jetzt haltet euch fest: Die erste Untersuchung hat mich 1 Yuan (10 Cent) gekostet, das Röntgen 40 Yuan (4 Euro) und die Schiene inkl. Behandlung, nachdem sich herausstellte, das mein Daumen gebrochen ist, kam 150 Yuan (15 Euro), wobei das schon die teuerste Variante war, ich hätte den gleichen Spaß auch für 12 Yuan (1,20 Euro) haben können, wäre dann aber unbequemer und einfacher gewesen. Jede Woche muss ich zur Kontrolluntersuchung, welche mich ganze 8 Yuan (80 Cent) kostet. Ich frag mich jetzt ernsthaft, was ein Arzt hier verdient und wie sich das alles rentieren soll. In Deutschland wären allein die Materialkosten schon weit höher. Soll ich dafür jetzt die Krankenkasse überhaupt kontaktieren!?

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

lol da kann man ja echt ohne bedenken krank werden. Sind Schönheits-OPs auch so billig? ^^ Aber wenn man da lauthals brüllen muss um nen arzt zu kriegen, was macht man denn, wenn man bewusstlos ist?
Aber offentlich gehts deinem Daumen bald wieder besser, schön ausruhen lassen und so.
LG Kathrin

Anonym hat gesagt…

moin max. was machst jetzt eigentlich so den ganzen langen tag mit deiner zeit, wenn du deinen daumen nich vollständig benutzen kannst?

ich wünsch dir gute besserung und der blog macht nach wie vor spaß beim lesen ;)

der Meppel

Max Görmer hat gesagt…

Also es ging eigentlich, da ich für alles ewig lange gebraucht habe, war ich den ganzen Tag beschäftigt ^^