Freizeit habe ich hier, wenn ich mir meinen Stundenplan ansehe, ja eigentlich mehr als genug, aber irgendwie bleibt davon nach ausgelassenem Mittag, Lernen (wovon ich mich aber allzu gern drücke) und Mittagsschlaf (Konzentration auf Fremdsprachen ist unwahrscheinlich kräfteraubend) nicht mehr allzu viel übrig.
Im Großen und Ganzen sieht meine Freizeitgestaltung ganz anders aus, als ich es mir ursprünglich ausgemalt habe.
Ursprünglich wollte ich jeden Morgen aufstehen und früh um 6 Taiji lernen. Tatsächlich bin ich früh um 6 viel zu müde, stehe stattdessen so knapp auf, dass ich der deutschen Pünktlichkeit nicht wirklich große Ehre mache und gebe ab und an selber einem kleinen persönlichen Fanclub aus Chinesen und Westlern Taiji-Unterricht.
Ursprünglich wollte ich einer Kungfu-Schule beitreten und jeden Tag trainieren. Tatsächlich sind diese hier aber sehr mager und übertrieben teuer, sodass ich es vorgezogen habe, mit einigen meiner Kommilitonen eine Art Fight Club zu gründen und gegeneinander zu kämpfen. Aber wer weiß, vielleicht profitiere ich davon sogar mehr. Auf jeden Fall habe ich so Leute kennengelernt, die ich sonst nie gesehen hätte und es ist faszinierend, wie Leute wie zum Beispiel mein kasachischer Freund und ich, die sich kaum ein Wort unterhalten können, durch eine geteilte Leidenschaft trotzdem verstehen.
Ursprünglich wollte ich regelmäßig das chinesische Angebot an Massagen und ähnlichen Annehmlichkeiten genießen. Tatsächlich hab ich dazu gar keine Zeit, da man hier auf einem Schlag so viele neue Leute kennenlernt, dass man gar kein Interesse hat, auch nur irgendeine Minute alleine zu verbringen.
Grund zum Feiern gibt es hier zur Genüge. Ob an einem Mittwochabend zur Ladies Night im Financial Tower in der welthöchsten Bar bei geschnorrten Champagner ohne Ende, oder im Wohnheim der Uni zum Geburtstag einer unserer Afrikaner, die die Gastfreundlichkeit in Person sind, der sein Zimmer kurzerhand zur Partylocation umfunktioniert hat. Langweilig wurde mir bis jetzt hier jedenfalls nie, ganz im Gegenteil, mir fehlt eher die Zeit um zum Beispiel Blog zu schreiben.
Sonntag, 25. September 2011
Unialltag – Platipus: Connecting people
Mein Unialltag in China ist in der Regel sehr ruhig und gelassen und genau so, wie es in unserem Chinesischlehrbuch portraitiert war. Ich habe jeden Tag von 8:30 bis 11:45 Unterricht, mittendrin 15 Minuten Pause, in denen ganze Herden von Ausländern den kleinen Kiosk vorm Gebäude plündern. In der ersten Woche hatten alle Studenten die Möglichkeit, eine passende Klasse zu finden, da der placement test am Anfang doch recht kurz ausfiel und manche Kommilitonen zu gut oder zu schlecht eingestuft wurden. Ab der zweiten Woche legte sich dann der Tumult des Hin- und Herwanderns, sodass meine jetzige Klasse zum größten Teil aus Koreanern besteht, die allesamt fürchterlich nett sind, aber leider die Eigenschaft haben, sich abzukapseln. Aber ich habe schon mein erstes koreanisches Wort gelernt: „Schnabeltier“, welches ich äußerst angebracht finde, als ice breaker in Konversationen zu verwenden. Disziplin scheint hier ein Fremdwort zu sein. Jeder kommt und geht wann er will, es wird teilweise im Unterricht telefoniert, die 15 Minuten Pause werden regelmäßig auf 25 Minuten ausgedehnt und unsere Lehrer stehen machtlos und nichtssagend davor. Unsere Lehrer sind übrigens großartig. Allesamt sind es Frauen Ende 20 Anfang 30, sprechen perfekt Englisch und ihnen gelingt es meisterhaft selbst komplizierte Sachverhalte nur in Chinesisch so zu erklären, dass es auch wir Anfänger verstehen und nur sehr bedingt auf die guten Englischkenntnisse zurückgreifen müssen. Im Chinesischunterricht fühle ich mich also gut aufgehoben. Leider ist es mir nicht gelungen, trotz Mühen in irgendwelche Sportkurse zu gelangen. Alles was mich interessiert ist entweder morgens, nur für Mädels oder schon zu voll. Allerdings gibt es ein gigantisches Freizeitsportangebot, welches auch gut genutzt wird.
Nach dem Unterricht geht es in der Regel gemeinsam zur Mensa oder zu einen der vielen kleinen Restaurants in der nahen Umgebung (es gibt sie also doch, sie sind nur auf der anderen Seite des Campus gelegen). Das Angebot ist groß und die Preise allesamt sehr passabel. Für 1 – 1,5 € wird man hier gut satt. Blöderweise zieht das nach sich, dass sich Kochen so gut wie gar nicht lohnt, da die Zutaten teurer sind als das fertige Gericht im Restaurant, sodass meine voll ausgestatte Küche für kaum etwas herauskommt. Unser Campus hat insgesamt drei Mensen. Diese sind so gebaut, dass man in der Mitte Hunderte von Tischen und Bänken findet und drum herum viele kleine Garküchen eingerichtet sind, die allesamt etwas verschieden sind. Ein wenig Probleme bereitet eine ältere Frau, die jeden Tag in die Mensa kommt und die Reste der Studenten aufisst und dadurch recht aufdringlich werden kann. Nachmittags haben wir immer frei.
Nach dem Unterricht geht es in der Regel gemeinsam zur Mensa oder zu einen der vielen kleinen Restaurants in der nahen Umgebung (es gibt sie also doch, sie sind nur auf der anderen Seite des Campus gelegen). Das Angebot ist groß und die Preise allesamt sehr passabel. Für 1 – 1,5 € wird man hier gut satt. Blöderweise zieht das nach sich, dass sich Kochen so gut wie gar nicht lohnt, da die Zutaten teurer sind als das fertige Gericht im Restaurant, sodass meine voll ausgestatte Küche für kaum etwas herauskommt. Unser Campus hat insgesamt drei Mensen. Diese sind so gebaut, dass man in der Mitte Hunderte von Tischen und Bänken findet und drum herum viele kleine Garküchen eingerichtet sind, die allesamt etwas verschieden sind. Ein wenig Probleme bereitet eine ältere Frau, die jeden Tag in die Mensa kommt und die Reste der Studenten aufisst und dadurch recht aufdringlich werden kann. Nachmittags haben wir immer frei.
Montag, 5. September 2011
Mein fahrbarer Untersatz (2. Teil) – Tetris for the intersections
Shanghai ist längst nicht so groß wie Beijing (zumindest flächenmäßig, gefühlt und auf die Innenstadt bezogen) und da die U-Bahn dafür aber mindestens doppelt so viel kostet (etwa 40 Cent pro Fahrt), schien ein eigenes Gefährt eine gute Alternative zu sein. In meinem FSJ hatte ich damals ja schon ein Fahrrad erworben, welches ich nicht toppen könnte in Frage Stil. So dachte ich. (http://mgoermer.blogspot.com/2009/04/ich-und-mein-selbstfahr-fahrzeug.html)
Aber ich habe mich getäuscht, man kann! Beim Fahrradkauf hat mir ein Arbeiter geholfen, der die Wohnung miteingerichtet hat (die übrigens immer noch nicht fertig ist). Ganz prompt hat er mir seine Hilfe angeboten, als ich ihm von meiner Suche erzählt habe und so sind wir zusammen losgestiefelt. Als wir in der näheren Umgebung nichts finden konnten, haben wir im Internet weitergesucht. Meine Bedingungen waren: Unter 20 €, Farbe egal, nur kein Pink, vorzugsweise Schwarz. Schnell haben wir einen Händler gefunden, der sogar das Fahrrad geliefert hat, nachdem wir herausfanden, dass es ziemlich weit weg war. Am Telefon wurde mir dann berichtet, dass sie keine schwarzen Exemplare mehr hätten, ob denn auch ???-blau ginge? „Blau klingt gut“, dachte ich mir (auch wenn ich nur die Hälfte verstanden habe) und stimmte zu. Eine halbe Stunde später kam dann mein schickes neues lila Fahrrad (tja, bei ???-blau handelte es sich leider um Veilchen-blau). Soviel zu „Hauptsache kein Pink“. Aber egal, immerhin hat es nur 19 € gekostet und bringt mich, wenn auch klapprig, von A nach B. Nur ein Körbchen hat es noch nicht, das muss ich mir noch besorgen. Und so erkunde ich nun Shanghai auf meinem Homobil, welches überall für grinsende Gesichter und lustige Stories sorgt.
Fahrräder sind in Shanghai streckenweise das einzige Verkehrsmittel, was sich die Leute leisten können, sodass man hier davon jede Menge zu sehen bekommt. Noch beliebter ist sein elektrischer großer Bruder, das E-Bike, der Tod auf Straßen, da es absolut geräuschlos Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h erreichen kann, und die Brennstoffvariante, der gute alte Scooter, der hier aber nicht selten für eine ganze Familie auf einmal herhalten muss (oder in Tibet für 3 Männer und eine Ziege). Zweiräder sind jedenfalls the vehicle to have, da sie sich durch jede noch so kleine Lücke drängeln können, auch wenn die motorisierten Varianten nicht unbedingt von ihrem Geschwindigkeitsbonus profitieren können. Auf meinem klapprigen Homobil bin ich allemal schneller als der Rest. Allerdings transportiere ich auch keine 200 kg Chinakohl sodass ein Scootermotor beim kleinsten Anstieg nicht mehr reicht und man mit den Beinen nachhelfen muss. Fahrradfahren in Shanghai ist Überlebenstraining pur, da, wie gesagt, jeder fährt, wie er will, und man kontinuierlich höllisch aufpassen muss. Allerdings war mir das ja schon bewusst. Eine ganz andere Hürde stellt das Nichtfahren dar. Wo man in Berlin Probleme hat, sein Auto zu parken, hat man hier eben diese Probleme mit seinem Fahrrad, was eine völlig neue Erfahrung ist. Fahrräder darf man nicht einfach irgendwo abstellen, was bei der Menge auch Sinn macht. Nein, es gibt extra eingerichtete Fahrradparkplätze, wo man sie schön in Reih und Glied abstellen kann. Nun sind aber viele davon nur nach Bezahlung zu nutzen, während die Kostenfreien oftmals gnadenlos überfüllt sind (gerade an Bahnhöfen oder Einkaufscentren). Und so ergibt es sich, dass ich hier nicht selten mit meinem Fahrrad auf Parkplatzsuche bin, was ich mir nie hätte träumen lassen.
Aber ich habe mich getäuscht, man kann! Beim Fahrradkauf hat mir ein Arbeiter geholfen, der die Wohnung miteingerichtet hat (die übrigens immer noch nicht fertig ist). Ganz prompt hat er mir seine Hilfe angeboten, als ich ihm von meiner Suche erzählt habe und so sind wir zusammen losgestiefelt. Als wir in der näheren Umgebung nichts finden konnten, haben wir im Internet weitergesucht. Meine Bedingungen waren: Unter 20 €, Farbe egal, nur kein Pink, vorzugsweise Schwarz. Schnell haben wir einen Händler gefunden, der sogar das Fahrrad geliefert hat, nachdem wir herausfanden, dass es ziemlich weit weg war. Am Telefon wurde mir dann berichtet, dass sie keine schwarzen Exemplare mehr hätten, ob denn auch ???-blau ginge? „Blau klingt gut“, dachte ich mir (auch wenn ich nur die Hälfte verstanden habe) und stimmte zu. Eine halbe Stunde später kam dann mein schickes neues lila Fahrrad (tja, bei ???-blau handelte es sich leider um Veilchen-blau). Soviel zu „Hauptsache kein Pink“. Aber egal, immerhin hat es nur 19 € gekostet und bringt mich, wenn auch klapprig, von A nach B. Nur ein Körbchen hat es noch nicht, das muss ich mir noch besorgen. Und so erkunde ich nun Shanghai auf meinem Homobil, welches überall für grinsende Gesichter und lustige Stories sorgt.
Fahrräder sind in Shanghai streckenweise das einzige Verkehrsmittel, was sich die Leute leisten können, sodass man hier davon jede Menge zu sehen bekommt. Noch beliebter ist sein elektrischer großer Bruder, das E-Bike, der Tod auf Straßen, da es absolut geräuschlos Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h erreichen kann, und die Brennstoffvariante, der gute alte Scooter, der hier aber nicht selten für eine ganze Familie auf einmal herhalten muss (oder in Tibet für 3 Männer und eine Ziege). Zweiräder sind jedenfalls the vehicle to have, da sie sich durch jede noch so kleine Lücke drängeln können, auch wenn die motorisierten Varianten nicht unbedingt von ihrem Geschwindigkeitsbonus profitieren können. Auf meinem klapprigen Homobil bin ich allemal schneller als der Rest. Allerdings transportiere ich auch keine 200 kg Chinakohl sodass ein Scootermotor beim kleinsten Anstieg nicht mehr reicht und man mit den Beinen nachhelfen muss. Fahrradfahren in Shanghai ist Überlebenstraining pur, da, wie gesagt, jeder fährt, wie er will, und man kontinuierlich höllisch aufpassen muss. Allerdings war mir das ja schon bewusst. Eine ganz andere Hürde stellt das Nichtfahren dar. Wo man in Berlin Probleme hat, sein Auto zu parken, hat man hier eben diese Probleme mit seinem Fahrrad, was eine völlig neue Erfahrung ist. Fahrräder darf man nicht einfach irgendwo abstellen, was bei der Menge auch Sinn macht. Nein, es gibt extra eingerichtete Fahrradparkplätze, wo man sie schön in Reih und Glied abstellen kann. Nun sind aber viele davon nur nach Bezahlung zu nutzen, während die Kostenfreien oftmals gnadenlos überfüllt sind (gerade an Bahnhöfen oder Einkaufscentren). Und so ergibt es sich, dass ich hier nicht selten mit meinem Fahrrad auf Parkplatzsuche bin, was ich mir nie hätte träumen lassen.
Freitag, 2. September 2011
Verkehr(t) (2. Teil) - Real life Frogger for freeee!
Ich möchte hier nochmal das Thema Verkehr aufgreifen, da es einfach immer wieder für jeden Westler ein riesiges Abenteuer ist und bleibt, in China von A nach B zu gelangen. Dieser Beitrag hat starken Bezug zu meinen ersten Bericht über Verkehr in China von 08/2008 (http://mgoermer.blogspot.com/2008/08/autofahren.html).
Anders als auf dem Land oder in manchen Teilen von Beijing gibt es in Shanghai eine doch recht normale Straßenverkehrsordnung. Überall sind Ampeln, die sogar die Sekunden bis zum Farbwechsel anzeigen, Zebrastreifen, markierte Spuren und im Großen und Ganzen halten sich auch alle an die Regeln. Allerdings werden sie halt immer wieder gedehnt und verzerrt bis man sie so auslegen kann, dass es einem gerade passt. So gibt es zum Beispiel keine festgelegten Haltelinien an Kreuzungen. Dadurch dass die Ampeln meist hinter der Kreuzung hängen und nicht so wie bei uns davor, sind sie von überall sichtbar und man kann halt beliebig weit „vorfahren“, was von vielen Verkehrsteilnehmen schon soweit perfektioniert wurde, dass die Stoßstange schon fast am Lack der vorbeifahrenden Autos kratzt. Doch in unklaren Situationen gibt es ja Gott sei Dank die Hupe, irgendwie klären Chinesen damit einfach alles. Solange man von einer Karossiere geschützt ist, ist man jedoch noch relativ sicher, gefährlich leben allerdings die Fußgänger. Fußgänger haben das Problem, dass Rechtsabbieger einfach so gut wie nie auf sie achten (besser gesagt, sie achten schon darauf, legen es aber drauf an und sind meist die Stärkeren), was einem NIE eine sichere Straßenüberquerung bei Grün garantiert. Eigentlich ist es egal, ob man die Straße bei Rot oder Grün zu Fuß überquert, Verkehr ist ständig. Und so greift wieder die Traubenregel, die ich schon in Beijing kennengelernt habe: Man stellt sich an den Straßenrand (natürlich soweit wie möglich an die vorbeibretternden Autos) und wartet. Man wartet auf andere Leute, die auch auf die andere Seite wollen. Irgendwann ist die Menschentraube groß genug, dass man mächtiger ist als die Autos und läuft einfach los. Egal bei welche Farbe. Kritisch wird es, wenn man an weniger frequentierten Stellen über die Straße möchte oder es wirklich eilig hat. Nun, kennt ihr noch Frogger, das Computerspiel, wo man als Frosch irgendwie über eine Autobahn muss und von Fahrbahn zu Fahrbahn springt um Autos auszuweichen? Genauso läuft es hier ab, mit dem einzigen Unterschied, dass die Autos hier die Fahrbahn wechseln können. Und natürlich, dass man nur ein Leben hat.
Anders als auf dem Land oder in manchen Teilen von Beijing gibt es in Shanghai eine doch recht normale Straßenverkehrsordnung. Überall sind Ampeln, die sogar die Sekunden bis zum Farbwechsel anzeigen, Zebrastreifen, markierte Spuren und im Großen und Ganzen halten sich auch alle an die Regeln. Allerdings werden sie halt immer wieder gedehnt und verzerrt bis man sie so auslegen kann, dass es einem gerade passt. So gibt es zum Beispiel keine festgelegten Haltelinien an Kreuzungen. Dadurch dass die Ampeln meist hinter der Kreuzung hängen und nicht so wie bei uns davor, sind sie von überall sichtbar und man kann halt beliebig weit „vorfahren“, was von vielen Verkehrsteilnehmen schon soweit perfektioniert wurde, dass die Stoßstange schon fast am Lack der vorbeifahrenden Autos kratzt. Doch in unklaren Situationen gibt es ja Gott sei Dank die Hupe, irgendwie klären Chinesen damit einfach alles. Solange man von einer Karossiere geschützt ist, ist man jedoch noch relativ sicher, gefährlich leben allerdings die Fußgänger. Fußgänger haben das Problem, dass Rechtsabbieger einfach so gut wie nie auf sie achten (besser gesagt, sie achten schon darauf, legen es aber drauf an und sind meist die Stärkeren), was einem NIE eine sichere Straßenüberquerung bei Grün garantiert. Eigentlich ist es egal, ob man die Straße bei Rot oder Grün zu Fuß überquert, Verkehr ist ständig. Und so greift wieder die Traubenregel, die ich schon in Beijing kennengelernt habe: Man stellt sich an den Straßenrand (natürlich soweit wie möglich an die vorbeibretternden Autos) und wartet. Man wartet auf andere Leute, die auch auf die andere Seite wollen. Irgendwann ist die Menschentraube groß genug, dass man mächtiger ist als die Autos und läuft einfach los. Egal bei welche Farbe. Kritisch wird es, wenn man an weniger frequentierten Stellen über die Straße möchte oder es wirklich eilig hat. Nun, kennt ihr noch Frogger, das Computerspiel, wo man als Frosch irgendwie über eine Autobahn muss und von Fahrbahn zu Fahrbahn springt um Autos auszuweichen? Genauso läuft es hier ab, mit dem einzigen Unterschied, dass die Autos hier die Fahrbahn wechseln können. Und natürlich, dass man nur ein Leben hat.
Donnerstag, 1. September 2011
Meine eigenen vier Wände - Swedish House Mafia (alias IKEA) Save the world!
Als ich meine Wohnung gefunden habe, ist mir ein riesiger Stein vom Herzen gefallen und ich bin doch sehr erleichtert darüber. Gestern bin ich nun eingezogen nachdem ich einen Tag lang nach dem Fund freudig durch die Gegend gesprungen bin. Ich wohne jetzt in einen nigel-nagel-neuen Compound mit vielen kleinen pieksauberen Grünflächen direkt gegenüber von meiner Uni ziemlich im Herzen der Stadt. Die Wohnung ist riesig, frisch renoviert und hat alles was man braucht (oder auch nicht): komplette Küche, Bad mit Badewanne, Klimaanlage in jedem Raum, Balkon, Internet, Flatscreen-TV, Zimmermädchen… einfach alles und komplett möbliert mit der Möglichkeit, dass ich Extrawünsche angeben kann und das dann aus dem Lager bekomme. Naja, so ganz bezugsfertig war sie noch nicht, im Moment wird noch kräftig gewerkelt, wobei es sich nur noch um Stunden handeln wird, bis alles fertig ist. Da ich nicht viel zu tun habe und die Arbeiter total nett sind, helfe ich ordentlich mit und kann einer meiner Lieblingsbeschäftigungen nachgehen: IKEA-Schränke zusammen schrauben (was bei uns Studentenwohnungsinterior ist, ist hier hoher Standard). Mit mir sollen noch zwei andere Leute das Apartment beziehen, aber die sind noch nicht gefunden, sodass ich erstmal alleine wohne. In der Umgebung habe ich alles was man braucht inkl. Massage und riesigen Park zum Sport machen und wenn irgendwas fehlen sollte gibt es ja noch den extra für die hier Wohnenden kostenlosen Shuttle-Service zur nahegelegenen Mall (nicht die in der Uni ^^), wo es dann wirklich alles gibt. Achso, und das Ganze ist übrigens immer noch billiger als das olle Studentenwohnheim! Was ganz interessant werde dürfte, ist das Bezahlen von der Miete und Rechnungen. Das kann ich nämlich nur in bar machen und wird dann folgendermaßen aussehen: Da ich drei Monatsmieten immer im Voraus bezahlen muss und der größte verfügbare Geldschein in China etwa 10 € Wert ist und alles halt bar sein muss, werde ich wohl mit einen Bündel von so um die 100 Scheine durch die Gegend wackeln um diese dann im nächsten Supermarkt (!!! – naja okay, Bank und Post geht auch) einzuzahlen. Ich bin gespannt.
Wohnungssuche - How to fool a foreigner...
Bereits in Deutschland war mir eigentlich schon ziemlich klar, dass ich wahrscheinlich nicht im Wohnheim wohnen werde. Damals sprachen noch Gründe dagegen, wie dass man jeden Abend vor 23:00 zu Hause sein muss, da man sonst ausgeschlossen wird, Nachtruhe, und die Tatsache, dass es nur schwer möglich ist, Besuch zu haben. Was davon wirklich wahr ist, konnte ich bis jetzt leider nie in Erfahrung bringen. Daher wollte ich mich zumindest nach Alternativen umsehen und so wagte ich am dritten Tag nach meiner Anreise, nachdem ich vorher nur in der näheren Umgebung rumgedümpelt bin, den etwas weiteren Weg zu meiner Uni. Meine Uni wurde ja in allen Beschreibungen, die ich zuvor gelesen habe, ohne Ende lobgepriesen. Mit großem Entsetzen musste ich leider feststellen, dass es sich dabei wohl nur um haarsträubende chinesische Übertreibungen handelt, in dem Moment wo ich das Unigelände betrat. Ich hatte mir extra einen Tag genommen, um das „ach so riesige Gelände“ zu Fuß zu durchqueren und mir die Wohnheime anzugucken. Nun gut, nach gut einer Stunde war ich vor und zurück und kreuz und quer gelaufen und hatte das gesamte Gelände komplett besichtigt. Ich bin schon auf meinen ersten Klassenausflug gespannt, wo sich der Lehrer auf die „weite“ Reise begibt (etwa zehn Minuten), mit den Studenten zum Osttor zu gelangen, um die lokalen „zahlreichen“ Restaurants (so zwei oder drei) kennenzulernen. Die „Shopping Mall“, die sich auf den Gelände befindet, entpuppte sich ebenfalls nur als Anreihung von Minimärkten: einen für Getränke und Snacks, einen für Schreibwaren, irgendwas anderes und ein Friseur. Das war dann die „Mall“. Beim Laufen fiel mir außerdem auf, dass auch der Beiname „Parkuniversität“ nicht so ganz der Wahrheit entsprach. Das stimmte allemal für die Gegenden mit administrativen Gebäuden, vor denen in der Tat gut gepflegte Grünflächen existieren. Auch die Straßen sind mit Pappeln gesäumt, was in China recht einzigartig ist. Doch wird es im Großen und Ganzen, je weiter man sich vorkämpft, immer weniger grün und mistig. Die Wohnheime glichen dann eigentlich schon normalen ollen Arbeitersiedlungen. Die Fahrradparkplätze schienen zu Müllhalden umfunktioniert worden zu sein und ich frage mich ernsthaft, wie sie in der einen Woche bis Unistart das alles aufräumen wollen, wenn es denn überhaupt geplant ist. Erreichen konnte ich leider nichts, da die Vermietung erst im September beginnt. Als ich allerdings erfahren habe, dass für ein Einzelzimmer mit Gemeinschaftsküche und –bad ein stolzer Preis von umgerechnet 12 € pro Tag verlangt wird, war mir klar, dass ich hier nicht wohnen will!
So fing ich an im Internet nach nahegelegenen Wohnungen zu suchen und fand glücklicherweise recht bald eine WG-Börse für Shanghai. Nachdem ich alle in Frage kommenden Angebote kontaktiert hatte, fing ich den nächsten Tag mit Besichtigungen an. Im Prinzip glichen sich alle ziemlich in Lage, Preis und Qualität, bis auf meine jetzige Wohnung, die in Sachen Qualität deutlich herausstach.
So fing ich an im Internet nach nahegelegenen Wohnungen zu suchen und fand glücklicherweise recht bald eine WG-Börse für Shanghai. Nachdem ich alle in Frage kommenden Angebote kontaktiert hatte, fing ich den nächsten Tag mit Besichtigungen an. Im Prinzip glichen sich alle ziemlich in Lage, Preis und Qualität, bis auf meine jetzige Wohnung, die in Sachen Qualität deutlich herausstach.
Ankunft/Erste Tage - Oh s**t, I wet my pants!
Nach einem kurzen Zwischenstopp auf meiner Reise in Zürich, wo ich von jodelnden Zügen und der Tatsache, dass es doch ernsthaft erlaubt ist, in der Schweiz Taschenmesser im Handgepäck mitzuführen, verblüfft wurde, hat mich China warmherzig und mit offenen Armen willkommen geheißen: mit heftigen Monsunregen, Bettwanzen in der Jugendherberge und der obligatorischen Magenverstimmung in den ersten Tagen.
Angekommen am Flughafen Pudong kam ich erst einmal in den altbekannten Kampf mit den Taxifahrern. „Go where? Very cheap, only because you are friend!“ hört man es immer wieder, auch wenn man Ihnen unmissverständlich zu verstehen gibt, dass man nur zur U-Bahn will, die ich erst lernen musste zu finden.
Sobald ich nach der Anunft aus dem U-Bahnhof hinaustrat, startete ein Wolkenbruch, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Innerhalb von Minuten waren die Straßen knöcheltief überschwemmt. Sofort kamen aus allen Ecken fliegende Händler mit Regenschirmen. Interessanterweise findet man in China immer genau das, was man in dem Moment am dringendsten braucht, im Überfluss. Und so war meine erste Investition ein simpler schwarzer Regenschirm für 1 €. Allerdings war er nicht mal das wenige Geld wert, da es sich doch um ein recht einfaches Modell handelt, was nur aus einem sehr simplen Drahtgestell besteht, welches mit einem Stoff bezogen ist, der garantiert nicht wasserdicht ist. Allerdings könnte es auch am Regen gelegen haben, der so heftig war, dass ich bezweifle, dass auch nur irgendein Schirm dagegen angekommen wäre. Sporadisch trage ich den Schirm jedoch immer bei mir, auch wenn er wahrscheinlich nur gegen sengende Sonne zu gebrauchen ist, die ich hier aber bis jetzt noch nicht gesehen habe. Geizig, wie ich manchmal bin, machte ich mich nun im strömenden Regen zu Fuß auf den gut beschriebenen Weg zur Jugendherberge, den riesigen Koffer, der mindestens so wasserdicht ist wie mein Schirm, durch das Wasser schleifend im Schlepptau. Nachdem ich triefnass in der Jugendherberge ankam hätte ich mich eigentlich nur in den Hintern beißen können, dass ich den einen Euro für das Taxi unbedingt sparen musste. Jetzt muss ich wahrscheinlich das Fünffache ausgeben, um meine nicht trocknenden, zu schimmeln anfangenden Hosen wieder sauber zu bekommen, da mein Koffer den ganzen Regen regelrecht aufgesogen hat und meine ganzen Klamotten klatschnass geworden sind.
Ähnlich dumm war mein Geiz bei der Nahrungssuche. Vielleicht war es nicht ganz so klug von mir, gleich in den ersten Tagen zu gucken, wo ich das billigste Essen bekomme, da ich mit den üblichen Verdauungsproblemen bestraft wurde, die eigentlich jeder Ausländer im ersten Monat mindestens einmal bekommt.
Bei meinen ersten Ausflügen in die nähere Umgebung wurde mir bewusst, was für eine großartige Stadt Shanghai doch ist. Allerdings ist Shanghai verdammt teuer im Vergleich zum restlichen China, sodass man doch recht viel Geld ausgeben muss um die wirklich tollen Sachen zu erleben.
Angekommen am Flughafen Pudong kam ich erst einmal in den altbekannten Kampf mit den Taxifahrern. „Go where? Very cheap, only because you are friend!“ hört man es immer wieder, auch wenn man Ihnen unmissverständlich zu verstehen gibt, dass man nur zur U-Bahn will, die ich erst lernen musste zu finden.
Sobald ich nach der Anunft aus dem U-Bahnhof hinaustrat, startete ein Wolkenbruch, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Innerhalb von Minuten waren die Straßen knöcheltief überschwemmt. Sofort kamen aus allen Ecken fliegende Händler mit Regenschirmen. Interessanterweise findet man in China immer genau das, was man in dem Moment am dringendsten braucht, im Überfluss. Und so war meine erste Investition ein simpler schwarzer Regenschirm für 1 €. Allerdings war er nicht mal das wenige Geld wert, da es sich doch um ein recht einfaches Modell handelt, was nur aus einem sehr simplen Drahtgestell besteht, welches mit einem Stoff bezogen ist, der garantiert nicht wasserdicht ist. Allerdings könnte es auch am Regen gelegen haben, der so heftig war, dass ich bezweifle, dass auch nur irgendein Schirm dagegen angekommen wäre. Sporadisch trage ich den Schirm jedoch immer bei mir, auch wenn er wahrscheinlich nur gegen sengende Sonne zu gebrauchen ist, die ich hier aber bis jetzt noch nicht gesehen habe. Geizig, wie ich manchmal bin, machte ich mich nun im strömenden Regen zu Fuß auf den gut beschriebenen Weg zur Jugendherberge, den riesigen Koffer, der mindestens so wasserdicht ist wie mein Schirm, durch das Wasser schleifend im Schlepptau. Nachdem ich triefnass in der Jugendherberge ankam hätte ich mich eigentlich nur in den Hintern beißen können, dass ich den einen Euro für das Taxi unbedingt sparen musste. Jetzt muss ich wahrscheinlich das Fünffache ausgeben, um meine nicht trocknenden, zu schimmeln anfangenden Hosen wieder sauber zu bekommen, da mein Koffer den ganzen Regen regelrecht aufgesogen hat und meine ganzen Klamotten klatschnass geworden sind.
Ähnlich dumm war mein Geiz bei der Nahrungssuche. Vielleicht war es nicht ganz so klug von mir, gleich in den ersten Tagen zu gucken, wo ich das billigste Essen bekomme, da ich mit den üblichen Verdauungsproblemen bestraft wurde, die eigentlich jeder Ausländer im ersten Monat mindestens einmal bekommt.
Bei meinen ersten Ausflügen in die nähere Umgebung wurde mir bewusst, was für eine großartige Stadt Shanghai doch ist. Allerdings ist Shanghai verdammt teuer im Vergleich zum restlichen China, sodass man doch recht viel Geld ausgeben muss um die wirklich tollen Sachen zu erleben.
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