Donnerstag, 21. August 2008

Disziplin

Als wir uns für einen Waldorfkindergarten beworben haben, hatten wir allesamt andere Vorstellungen über das Leben hier. Wir verbanden im Großen und Ganzen Antiautorität damit. Dass es nicht so ist, haben wir alle schon am ersten Tag zu spüren bekommen. Wie schon früher beschrieben, haben wir alle einen festen Tagesablauf, an den wir uns zu halten haben. Von 6:00 Uhr Aufstehen bis 21:30 Uhr Bettruhe ist inkl. Mittagsschlaf alles durchorganisiert. Man sieht es zwar nicht so eng, wenn wir nach dem Mittag oder abends noch unser eigenes Ding machen, aber man sieht es nicht gerne. Sauberkeit ist das A und O im Leben, wie Lukas erklärt wurde. Es sieht zwar nicht so aus, aber hier wird jeden Tag sauber gemacht. Liegt wahrscheinlich an den verfügbaren Mitteln, dass es trotzdem immer schmutzig ist. Die Zimmer müssen stets aufgeräumt sein und die Betten werden jeden Morgen gemacht. Dabei ist es wichtig, wie sie gemacht werden. Sie müssen exakt quadratisch sein mit eckigen Kanten und nirgends darf etwas überstehen.

Ein Anfänger braucht dafür locker 15 Minuten. Vor jedem Essen werden eine Danksagung und ein klassischer Text vorgetragen und nach dem Essen kann man Punkte für gutes Benehmen erlangen.

Wann immer man jemanden sieht, verbeugt man sich und grüßt. Zum Tai Chi joggt oder marschiert man im Gleichschritt. Vor jeder Gruppentätigkeit wird durchgezählt und eigentlich gibt es auch Einheitskleidung. Ich kann mich mit all dem noch einigermaßen anfreunden, aber oft wird die Einrichtung hier mit unserer Vorstellung vom Bund verglichen. Dass es sich um keinen Waldorfkindergarten in dem Sinne handelt, sieht man spätestens beim Umgang mit den Kindern. Sie werden regelrecht gezüchtigt. Sie werden geschlagen, wenn sie beim Essen nicht gerade sitzen, umhergucken oder gar reden. Einmal sollte ich im Kindergarten Klavier spielen. Die Kinder mussten sich im Schneidersitz auf den Boden setzen und mir lauschen. Dabei waren sie gerade mal 2-5 Jahre alt.
Wir haben, was das betrifft, immer eine Extrawurst, bei uns ist es mehr oder weniger egal, wie wir uns verhalten. Aber ich merke sehr, dass je stärker wir uns assimilieren, desto doller freuen sie sich.

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