Freitag, 15. August 2008

Restaurantbesuche

Restaurantbesuche sind immer wieder eine sehr amüsante Angelegenheit, weil man da wirklich mit allen Problemen einer fremden Kultur unausweichlich konfrontiert wird. Ich möchte hier drei Erlebnisse zusammenfassen.
Vorgestern waren wir mit Terry, dem Sohn vom Leiter der Einrichtung essen. Er hat uns in einem Universitätsviertel in ein typisch chinesisches Restaurant eingeladen, wo du deinem Essen am Eingang noch kurz in die Augen schauen darfst. Auch wenn es erst um 9 war, so waren wir die letzten Gäste im Restaurant. Wie üblich, bestellt jeder etwas und alle essen davon. (In China gibt es deshalb fast immer runde Tische mit Drehplatte in der Mitte.) Wir haben größtenteils uns Bekanntes bestellt, ließen uns aber hier und da auch zu Neuem überreden. So gab es Dinge wie Ochsenfrosch in Pfeffersud, der die Zunge betäubte, und in Scheiben geschnittene Schweineohren, wo man deutlich den Knorpel rausschmeckte. Aber wir werden komisch angeguckt, wenn wir Orangenbrause mit Bier zu einem Radler mixen...
Das zweite große Manko ist natürlich die Kommunikation. Wir versuchen jedes mal unsere Bestellung irgendwie in Chinesisch radezubrechen. Allerdings muss man schon wissen, was man will, denn mit einer Speisekarte kann man hierzulande nichts anfangen. Letztes mal wurden wir mehrfach gefragt, ob wir wirklich Cola wollen. Wir nickten und haben unsere Bestellung aufgegeben. Alles kam, bis auf die Cola. Lukas ging dann los um irgendwo Cola zu kaufen, nachdem wir unsere Scherze machten, wieso es denn solange damit dauert. Doch dann bekamen wir unsere Cola: große Suppenschüsseln voll geschmackloser Brühe mit Fleischgefüllten Nudeln. Wir haben uns nicht mehr eingekriegt vor Lachen und haben brav gegessen. Lukas kam dann auch mit richtiger Cola. Was wir bestellt hatten? Keine Ahnung.
Die Krönung unserer Abenteuer war ein abendlicher Abstecher zum „Supermarkt“ in ChengGuan, um Bier zu kaufen. (So ein Scheiß, ich gewöhne mir das hier voll an.) Als wir alles hatten, kamen wir an einem Restaurant vorbei, wo ein paar Leute mit Baozi davor saßen. Baozi kannten wir nun schon aus Beijing und wir hatten noch Hunger. Also haben wir gefragt, ob wir welche haben könnten. Prompt wurden wir hineingebracht und sollten uns die Hände in einer Waschschüssel waschen, die extra für uns noch mit frischem Wasser gefüllt wurde, und wurden an einen Tisch gesetzt. Eigentlich wollten wir nur drei Baozi zum Mitnehmen... Uns wurde ein riesiges Tablett aufgetischt mit Baozi und irgendeinem Fleisch und bekamen jeder eine Cola. Dann fing das Gefrage an. Wir verstanden nichts. Also ließen wir uns die Fragen in Pinyin aufschreiben (Pinyin ist die Lautumschrift, die aber nicht jeder kann), um sie dann mit Wörterbuch übersetzen zu können. Übersetzungen wie „Zwiebelgemüße“ oder „Gebüsch“ halfen uns aber auch nicht weiter, sie brachten uns nur zum Lachen. (Im Chinesischen hat jedes Wort zig Bedeutungen). Es wurden immermehr Leute hinzugezogen, aber die verstanden wir natürlich auch nicht. Die Krönung war dann eine Englischsprechende, die sie wahrscheinlich von irgendwoher gerufen haben und die vielleicht 5 Worte Englisch konnte, darunter „Hotel“. Uns wurde langsam bewusst, dass die Leute sich Sorgen machten, wo wir denn schlafen, aber erklären war zwecklos. Entschlossen haben wir dann unsere 10 Yuan (1 €) bezahlt und sind gegangen, weil jegliche Kommunikation aussichtslos war.. Allerdings ist uns die Meute mit Fahrrad hinterher gefahren, um zu sehen, wo wir denn nun wohnen. Inzwischen kennt uns, glaube ich, das ganze Dorf. Aber egal wie verzwickt ein Essen sein kann, es ist immer ein Grund zum Lachen.

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